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Paula Nase von untenDu hast Lust, mit deiner Ratte* kleine Tricks einzustudieren oder du hast eine scheue, vielleicht sogar aggressive Ratte, die du aus der Reserve locken möchtest? Dann ist das Training mit dem Clicker eine schlaue Idee. Diese Art des Trainings ist einfach großartig für Kopf und Herz. Für den Kopf, weil die Tiere lernen, selbstständig mitzudenken und selbst kreativ zu werden um sich ihre Belohnung zu erarbeiten. Fürs Herz, weil durch die vielen kleinen Erfolgserlebnisse das Selbstvertrauen und die Motivation, etwas mit dir zusammen zu erleben, bei deiner Ratte wachsen werden. Das gilt natürlich nicht nur für die Ratte sondern auch für den Trainer. Also Vorsicht, Clickern kann süchtig machen!

Eigentlich handelt es sich beim Clickertraining um ein ganz einfaches Prinzip, nämlich die Konditionierung des Tiers auf das Geräusch des Clickers. Es lernt, dass der Click bedeutet, dass es gleich mit Futter belohnt wird. Das klingt simpel, ist es auch, bietet aber dennoch jede Menge Potential für Bauchlandungen. Es macht also durchaus Sinn, sich – bevor man sich seine Ratte schnappt – ein wenig ins Thema einzulesen oder Videos zu schauen. Das müssen übrigens nicht zwingend Rattenvideos sein. Schau dir lieber gutes Hundetraining an als fehlerhaftes Training mit Ratten. In den Literaturtipps findest du vielleicht ein paar Anregungen. Am allerbesten wäre es natürlich, wenn du ein paar Euro in einen Trainer investieren könntest, der dich die ersten ein oder zwei Trainingssessions begleitet und auch danach für Fragen zur Verfügung steht. Auf der TOP-Trainer Seite sind die Kontaktdaten einiger empfehlenswerter Clickertrainer zu finden. Die meisten beschäftigen sich zwar hauptsächlich mit anderen Tieren als Ratten, aber u. U. können sie trotzdem nützliche Tipps geben, da die Lerngesetze für alle Tiere gelten.

Damit dein Start reibungslos klappt habe ich die aus meiner Sicht wichtigsten Dinge zusammengefasst, die du wissen solltest um loszulegen.

*viele der Tipps gelten natürlich nicht nur für Ratten sondern auch für andere Tiere!

Was ist Clickertraining

Um nicht zu sehr mit der Tür ins Haus zu fallen, folgt hier noch eine Minikurzfassung, was mit Clickertraining gemeint ist. Das Tier lernt bei dieser Form des Trainings zunächst, dass das Geräusch, das der Clicker (ein Knackfrosch) von sich gibt, Futter ankündigt. Du fragst dich vielleicht wozu das Ganze. Man könnte doch auch einfach direkt füttern. Das stimmt natürlich. Es gibt aber viele Situationen, in denen es von Vorteil ist, wenn man ganz präzise einen bestimmten Moment belohnen kann. Da ist es unbezahlbar, wenn man genau diesen Moment mit dem Clicker einfangen, quasi „markieren“, kann. Hier zählt einfach Schnelligkeit. Stell dir vor, du willst Handstand üben. Wenn man sich nicht im Spiegel sehen kann ist es am Anfang sehr schwierig, einzuschätzen, wann der Handstand wirklich richtig schön gerade ist. Hilft dir ein Freund oder der Sportlehrer und sagt genau in dem Moment, wenn der Handstand korrekt ist „gut“, dann kannst du dieses Gefühl, das du in dem Moment hattest, als richtig abspeichern. Nach ein paar Wiederholungen klappt es dann immer häufiger. Man kann den Moment des Clickens auch vergleichen mit dem Moment in dem man auf den Auslöser eines Fotoapparats drücken würde. Du clickst genau in dem Moment in dem du das Verhalten siehst, das du belohnen möchtest. Du macht vor deinem inneren Auge quasi ein Foto davon.

Soviel zur Technik. Aber was steckt dahinter, dass man Tieren mit dem Clicker etwas beibringen kann? Ich habe versprochen, mich kurz zu fassen, daher an dieser Stelle nur eine ganz knappe Antwort auf diese zentrale Frage: Verhalten, das sich lohnt, wird zunehmen.

Das ist bei uns Menschen übrigens nicht anders. Stell dir vor, du musst Überstunden machen und dein Chef bedankt sich dafür ehrlich bei dir und es springt vielleicht sogar ein Bonus für dich raus. Wenn beim nächsten Mal wieder mehr Arbeit ansteht wirst du vermutlich wieder einspringen. Zeigt sich dein Chef hingegen mit keiner Silbe erkenntlich und pampt dich womöglich noch wegen eines kleinen Fehlers an, wirst du dich bestimmt nicht mehr so schnell zur Verfügung stellen, oder?

Also: Mach es deiner Ratte so leicht wie möglich und spare nicht am Lob.

Paula MännchenNochmal kurz zum Thema Clicker oder Markerwort: Man kann statt des Clicks auch ein Markerwort nehmen. Das funktioniert allerdings nur dann vergleichbar gut wie ein Clicker, wenn das Markerwort immer 100 Prozent gleich ausgesprochen wird, sehr kurz ist und vom Tier gut unterschieden werden kann. Bei „prima“ kann es dir beispielsweise passieren, dass die Ratte bei „pri-„ gerade Männchen macht und bei „-ma“ wieder sitzt. Das wäre ausgesprochen dumm und bringt dich im Training nicht weiter, eher im Gegenteil. Also am besten für den Anfang einen Clicker nehmen.

Die Belohnung nach dem Click gibt es übrigens dauerhaft. Der Click kündigt das Futter schließlich an. Lässt du es weg, wird deine Ratte es noch eine Weile probieren, aber irgendwann keine Lust mehr haben. Du schwächst also den Wert des Clicks ab. Das wäre so, wie wenn dein Chef dir jeden Monat deinen Lohn in Form von Geldscheinen auszahlt (=Click) und du dir davon etwas kaufen kannst (=Belohnung). Wenn du nun in einem Monat mit eben diesen Geldscheine im Laden nicht bezahlen könntest wärst du beim nächsten Mal bereits misstrauisch. Passiert das häufiger, lässt irgendwann deine Arbeitsmotivation nach. Selbstverständlich gibt es auch Verhalten, die selbstbelohnend sind und keine weitere Belohnung brauchen, aber das führt an dieser Stelle zu weit.

Clickern mit scheuen oder aggressiven Ratten

Lilou und Paula im HausNoch eine kleine, aber wichtige Sache: In einem Artikel habe ich einmal gelesen, dass Clickertraining nicht geeignet sei zum Umgang mit unerwünschtem Verhalten – das ist so nicht ganz richtig. Man kann Tieren mit dem Clicker exzellent alternative Verhalten zu dem von uns unerwünschten Verhalten beibringen. Was allerdings durchaus richtig ist: Der Click heißt immer „ja, das war richtig“. Willst du das Clickertraining also nutzen, um deiner Ratte zum Beispiel das Beißen abzugewöhnen musst du einfach ein bisschen kreativ sein und dir überlegen, was sie stattdessen tun könnte. An deiner Hand schnuppern, einen Gegenstand berühren, auf deinen Arm klettern etc. Am besten geeignet sind hierzu Verhalten, die mit dem unerwünschten Verhalten nicht kompatibel sind. Würdest du deiner Ratte beibringen, dass sie auf Signal einen bestimmten Gegenstand berührt kann sie nicht gleichzeitig in deinen Finger beißen. Rein vom Training her wäre es vielleicht einfacher, die Ratte für ihr (aus unserer Sicht) Fehlverhalten zu bestrafen. Das funktioniert auch – keine Frage. Aber was für mich den großen Unterschied ausmacht ist das Vertrauensverhältnis, das entsteht, wenn man auf Strafe im Training verzichtet. Bestraft zu werden gefällt niemandem, auch deiner Ratte nicht. Unsere Tiere arbeiten freiwillig mit uns, diese Grundmotivation sollten wir uns erhalten.

Paula in der HandGerade für unsichere, scheue und dadurch oftmals aggressive Ratten ist das Clickertraining also eine gute Idee. Sie lernen durch dieses Training, dass sie ihre Situation aktiv beeinflussen können. Sie werden dadurch selbstbewusster und gelassener. Beißen als Verteidigung wird irgendwann einfach nicht mehr nötig sein. Und Verhalten, das sich nicht lohnt, wird früher oder später eingestellt. Das solltest du im Hinterkopf behalten, wenn du eine aggressive Ratte hast, mit der du trainieren möchtest. Das bedeutet zum einen, dass das Beißen künftig nicht mehr zum Erfolg führen sollte. Nehmen wir an, sie beißt, weil sie ihr Territorium oder einfach sich selbst schützen will. Verschwindet der Eindringling nun, wenn sie nur kräftig genug in die Hand tackert, dann hatte dieses Verhalten (wenn vielleicht auch nur kurzfristig) Erfolg und sie wird es wiederholen!

Bei beißenden Ratten ist also ein bisschen Planung angeraten. Du kannst deiner Ratte beibringen, dass Schnuppern an deiner Hand ganz prima ist, musst aber a) ein gutes Timing haben und b) wissen, wie du reagierst, wenn sie doch schnappt. Vielleicht arbeitest du hier auch erstmal gar nicht am Problem des Schnappens als solchem sondern an der Beziehung und der Kommunikation. Das geht auch wunderbar ohne Körperkontakt. Z. B. mit Targettraining (wie das geht kommt gleich).

Parallel kannst du dich an die Desensibilisierung machen, dazu schreibe ich demnächst noch was und stelle ein Video ein.

Los geht’s

Du hast dich ein bisschen eingelesen/Videos angeschaut und willst die Sache mit dem Clicker gerne selbst mal testen? Gut geeignet für den Anfang ist Targettraining. Es ist nicht schwierig, du riskierst wenig und du kannst es auch mit scheuen Ratten probieren.

Umgebungsgestaltung

Ideal wäre folgendes Szenario: Du hast einen Tisch in für dich bequemer Höhe, darauf eine entspannte Ratte. Der Tisch steht in einem anderen Zimmer als der Käfig mit dem restlichen Rudel. Das ist – insbesondere mit einer scheuen Ratte, die sich nicht gut transportieren lässt und gleich gar nicht entspannt auf einem Tisch in einem anderen Raum sitzt – eher unrealistisch. Ganz wichtig ist, dass deine Ratte sich wohlfühlt und ihr möglichst nicht von den anderen Ratten gestört werdet. In diesem Fall könntest du vielleicht eine Etage im Käfig sperren oder das restliche Rudel einen zweiten Käfig setzen. So können alle in für sie gewohnter Umgebung bleiben und du kannst dich aufs Training konzentrieren. Bei der Umgebungsgestaltung musst du vielleicht ein bisschen experimentieren und kreativ sein.

Die Ratte sollte entspannt sein, bevor der Clicker ins Spiel kommt. Du konditionierst den Stress sonst evtl. mit, das wäre ungünstig. Füttere deine Ratte wenn sie noch etwas angespannt ist einfach erstmal ohne etwas von ihr zu verlangen oder zu clicken. So lange bis sie wirklich entspannt ist. Bei manchen Ratten (insbesondere wenn du im Käfig trainierst) kannst du mehr oder weniger sofort mit dem Training anfangen, andere Ratten sind möglicherweise irritiert, wenn die anderen Ratten plötzlich weg sind, dann nimm dir die Zeit und übe erstmal das Alleinsein und füttere sie einfach nur ohne mehr von ihr zu verlangen. Jeden Tag eine Minute länger (du kannst natürlich auch mehrmals täglich üben). Den anderen stellst du übrigens am besten während du mit einer der Ratten trainierst auch etwas zu fressen hin, dann sind sie beschäftigt.

Futter, Clicker, Target

Paula Futtertube 2Als Belohnungsfutter sind aus meiner Sicht Breis und Pasten gut geeignet. Bei stückigem Futter läufst du einfach Gefahr, dass die Ratte nach jedem Belohnen erstmal mit dem Futter in der Ecke verschwindet. Das wird schnell nervig. Ich nehme meist Babybrei, pürierte Gurke mit Instanthaferflocken (essen meine gerne und ist auch noch gesund), für schwierige Aufgaben Käsepaste für Katzen. Was deine Ratte gerne frisst solltest du vor jedem Training prüfen. Denn nur wenn deine Ratte das Futter wirklich lecker findet wird sie bereit sein, dafür zu arbeiten. Sinnvoll ist natürlich auch, sehr beliebtes Futter, das als Belohnungsfutter geeignet ist, nicht frei zur Verfügung zu stellen. Belohnungsfutter für eine Ratte zu finden, die jeden Abend Mais, Käse, Garnelen und andere Leckereien zur Selbstbedienung angeboten bekommt, wird ungleich schwerer als wenn du deine Ratten mit einem hochwertigen Trockenfutter (also möglichst kein Pellet-Billigfutter aus dem Zoomarkt) und etwas Gemüse, Obst und Kräuter fütterst und die „Dickmacher“ und besonderen Leckerchen fürs Training verwendest. Deine Ratte sollte übrigens nicht hungrig sein fürs Training, aber auch nicht pappsatt. Den Brei gebe ich am liebsten mit einem Löffel bzw. so einem Teelamaß (gibt’s im Teeladen oder im Internet für einen Euro).

Als Target eignet sich ein Stöckchen, ein Stift oder ähnliches.

Als Clicker für die Ratten nutze ich gerne einen sehr leisen Clicker wie den Fingerclicker Click-R, da erschrecken sich die Fellnasen nicht so. Du kannst den Clicker zu Beginn auch mit einem Tuch umwickeln, dann ist er nicht so laut. Ein Kugelschreiber geht auch, ist aber unhandlicher. Später kann man auch zu einem Clickgeräusch mit der Zunge übergehen. Muss man ein bisschen üben, aber die meisten Tiere haben wenig Probleme mit der Umstellung.

Bevor du loslegst mach mal ein paar Trockenübungen. In welcher Hand willst du das Target halten, in welcher Hand das Futter? Wohin mit dem Clicker? Ich nehme gerne Clicker und Futterlöffel zusammen, aber das ist Geschmackssache. Vielleicht hast du ja eine menschliche „Versuchsratte“, die bereit ist, mit dir zu üben. Je öfter du den Ablauf vorher geübt hast, desto besser wird das Training klappen.

Auf die Plätze – fertig – click…

Du wartest bis die Ratte schaut, dann hältst du ihr das Target vor die Nase. Beim ersten Mal nicht zu weit weg. Das steigert deine Chance, dass sie das Target auch wirklich berührt. Wenn sie es anstupst clickst du und fütterst.

Du clickst – und fütterst. In dieser Reihenfolge. Während du clickst bewegt sich das Futter nicht. Warum das wichtig ist? Du willst die Ratte auf das Geräusch des Clickers konditionieren. Bewegst du immer erst die Futterhand hast du schnell eine Ratte, die statt auf den Click zu hören nur nach deiner Hand schaut.

Das Target nimmst du übrigens weg während du fütterst. So bist du sofort wieder startklar für den nächsten Durchgang.

Hier das Ganze mal in Bild und Ton:

Du kannst die Übung bei einer scheuen Ratte, die sich recht sicher vor dem Clickgeräusch fürchten wird, ohne Marker (also ohne zu clicken) machen und stattdessen nur darauf achten möglichst schnell nach dem Berühren zu füttern. Die Konditionierung auf den Clicker machst du dann einfach später, wenn sie zutraulicher geworden ist.

Wenn sie sich gar nicht für den Targetstick interessiert, kannst du etwas Brei an den Stick machen. Aber nur dann – mit dem Futter am Stick provozierst du, dass sie reinbeißt, das willst du ja nicht.

Wenn das gut klappt kannst du dein Kriterium verändern (zuerst sollte sie das Target ja einfach irgendwie berühren). Du könntest nun darauf bestehen, dass sie immer einen bestimmten Teil des Targetsticks berührt. Wichtig ist, dass du jederzeit hundertprozentig weißt, wie dein Kriterium aussieht, also wann du clicken wirst und wann nicht. Sonst wird es für die Ratte schnell unfair und frustrierend. Du kannst die Ratte, wenn es gut läuft, nach und nach dem Target etwas folgen lassen. Später kannst du sie so sogar durch einen kleinen Parcours führen.

 

Praxistipps:

  • Deine Trainingseinheit ist zu Beginn max. 10 Clicks lang – danach bekommt die Ratte eine kurze Pause und du wirfst einen Blick zurück auf die Trainingseinheit und überlegst, was du als nächstes fordern kannst. Vielleicht hast du das Training sogar gefilmt, dann kannst du das in der Pause anschauen.
  • Dem Click muss sofort die Belohnung folgen. Gelegentlich liest man, dass man durch den Click Zeit gewinnt. Das ist nur bedingt richtig. Wenn zwischen Click und Belohnung ein Verhalten passiert, wird auch das mitbelohnt. Berührt die Ratte also z. B. das Target, du clickst und kramst nach deinem Futter und deine Ratte dreht sich in der Zwischenzeit um oder läuft ganz weg, dann verstärkst du das „sich umdrehen“ mit. Wenn das nur einmal passiert, ist das nicht weiter schlimm. Bemerkst du das aber einige Durchgänge nicht, dann kann es sein, dass es sehr schwierig wird, dieses unbeabsichtigte Verhalten wieder zu korrigieren.
  • Timing schulen: am Computer kannst du Schafe „jagen“. www.bbc.co.uk/science/humanbody/sleep/sheep/reaction_version5.swf
    Oder du setzt dich mit deinem Clicker vor den Fernseher und clickst immer, wenn der Nachrichtensprecher blinzelt.