Dein Tier zeigt bereits ein Verhalten, das du ihm beigebracht hast und ein Signal dafür hast du auch schon eingeführt (siehe Artikel „Wie führe ich ein Signal korrekt ein – die Sache mit dem „hä?“). Nun geht es darum sicherzustellen, dass dein Tier das Verhalten künftig nur noch auf das gezeigte Signal ausführt. Das kannst du bei Verhalten, die für dich oder das Tier in keiner Situation gefährlich sind, natürlich einfach nach und nach im Alltag üben indem du das Verhalten, wenn es ohne Signal gezeigt wird ignorierst (also wirklich gar nicht darauf eingehst – auch nicht unterbrechen, lachen oder andere Aufmerksamkeit).
Bei Verhalten, die du möglichst flott unter Signalkontrolle bringen möchtest, ist folgendes Vorgehen empfehlenswert:
Du steigerst die Dauer, die das Tier auf das Signal warten muss, nach und nach. Dabei solltest du darauf achten, dass du das möglichst variabel machst. Die meisten Tiere haben ein sehr gutes Zeitgefühl und merken schnell, wenn sie immer drei Sekunden warten müssen bevor das Signal gegeben wird. Versuchst du dann, die Wartezeit auf vier bis fünf Sekunden zu steigern wirst du sehen, dass das Tier schon nach drei Sekunden „startet“. Du hast ihm in diesem Fall beigebracht auf drei zu zählen statt auf dein Signal zu achten.
Zeigt dein Tier also das Verhalten bevor du das Signal geben konntest ignorierst du das einfach und beginnst von vorne. Zu Beginn kommt es noch nicht so darauf an, den Sekundenzeiger im Auge zu behalten – wichtig ist, dass das Tier wirklich wartet. Es soll das Signal deutlich wahrnehmen können und verstehen, dass es ohne Signal keinen Zweck hat, das Verhalten zu zeigen.
Die meisten Tiere fangen dann bald an, den Halter anzuschauen während sie abwarten. Das ist in der Regel nicht schlimm, wenn du das in diesem Fall aber nicht willst, musst du darauf gesondert achten und das Signal nur geben, wenn es dich nicht anschaut. Gibt es sogar eine bestimmte „Warteposition“, die dir für dieses Verhalten wichtig ist oder handelt es sich um ein Tier, dem es extrem schwerfällt zu stehen, kannst du auch die „Warteposition“ gezielt belohnen. Normalerweise reicht es aber aus, das Signal als Belohnung fürs Warten zu geben. Das Signal kündigt schließlich an, dass jetzt das Verhalten gezeigt werden darf, für das es eine Belohnung gibt.
Das Tier hat also gelernt zumindest ganz kurz auf das Signal zu warten. Jetzt kannst du anfangen, die Sekunden zu zählen. Fange ruhig mit einer Sekunde an und steigere langsam aber variabel. Zu zählen beginnst du aber immer erst, wenn das Tier wirklich wartet und nicht umhertigert o. ä. Wenn es gut klappt und das Tier zwischen den einzelnen Durchläufen das Verhalten nicht mehr ohne Signal zeigt, kannst du das belohnen indem du das Signal deutlich früher gibst als die Male zuvor. Sagen wir mal, du bist schon bei drei Sekunden Wartezeit, dann würdest du das Signal dieses Mal schon nach einer Sekunde geben.
Steigere die Wartezeit stetig aber in kleinen Schritten. Wird das Verhalten schlechter, ist das ein deutlicher Hinweis darauf, dass du die Anforderung zu rasch gesteigert hast!
Beliebte Fallen
- Signal „hinterherwerfen“: Das Tier zuckt schon und du gibst schnell noch das Signal. Dass das nicht Sinn und Zweck eines Signals ist und auch nicht zur Signalkontrolle führen wird muss ich vermutlich nicht extra erwähnen. Aber es ist einfach sehr menschlich, dass wir gerne einen (vermeintlichen) Erfolg haben möchten. Wir können schlecht aushalten, dass das Tier (schon wieder) vor dem Signal startet. Aber das ist völlig normal und gehört zum Lernprozess. Hier heißt es einfach Ruhe bewahren, durchatmen, Tier neu in die Warteposition bringen und weiter geht’s. Und langfristig geht es so halt einfach schneller.
- Mitleid: Du findest es unangenehm, das Tier so lange auf sein Signal warten zu lassen. Denn startet es ohne Signal muss es ja insgesamt doch recht lange auf das Signal und damit auf seine Belohnung warten. Also doch wieder schnell ohne Signal belohnen? Auf keinen Fall – das macht es nicht besser und du baust dir unnötig Probleme ein.
- „Soo toll hat er das noch nie gemacht!“: Gerade zu Beginn der Signaleinführung probieren die Tiere allerhand aus um an die Belohnung zu kommen. Also genau in der Phase in der du die Belohnung aussetzt bis der „Hä-Moment“ kommt. Hier stecken die Tiere plötzlich besonders viel Energie in die Ausführung des Verhaltens. Diesen so genannten Löschungstrotz kann man sich prinzipiell zunutze machen um Verhalten zu bekommen. Wenn ein Huhn z. B. einen Gegenstand aufheben soll statt ihn anzupicken (was es sehr leicht tut) kann man einfach ein paar Mal fürs Picken belohnen und dann abwarten. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es dann anfangen in den Gegenstand zu beißen, was man dann wieder clicken kann. Geht es aber darum Signalkontrolle zu üben, muss man das aushalten OHNE zu belohnen. Das Tier hat sonst keine Chance zu erkennen, dass es nur mit Signal aktiv werden soll.
- Berechenbar: Du bist nicht variabel genug und wählst immer die gleiche Wartedauer. Die meisten Tiere fangen an „mitzuzählen“ und nehmen dann das Verhalten vorweg.