Im Video mit Dasha kommt die Katzendame auf Pfiff flott ins Haus. Oho. Aber so ein Hexenwerk ist das eigentlich gar nicht – egal ob bei Katze oder Hund (oder Pferd oder Kaninchen,…). Wenn man ein paar Tipps beachtet, dann steht einem guten Rückruf nichts im Wege. Aber gleich vorab: Ein bisschen Arbeit ist es schon – alles andere wäre wohl gelogen. Die Wunderwaffe schlechthin habe ich also nicht auf Lager. Ein paar gute Tipps und Tricks aber schon.
Und das Praktische an diesem Artikel: Die Punkte, die für einen verlässlichen Rückruf sorgen sind richtige Allzweckwerkzeuge, die dir auch im sonstigen Training mit deinem Tier helfen werden. Versprochen. Warum ich das betone? Weil ich damit zeigen möchte, dass es sich wirklich nachhaltig lohnt, an den beschriebenen Punkten zu arbeiten!
Für den Fall, dass du noch gar keine Idee haben solltest, wie du den Rückruf aufbauen kannst, findest du am Ende des Artikels einen Trainingsplan.
Genug der Vorrede, ran an die Buletten!
Zunächst einmal müssen die Erwartungen klar sein: Weshalb sollte dein Tier zu dir laufen, wenn es das Signal dafür hört? Es wird das nur verlässlich tun, wenn es lernt, dass sich das lohnt. Immer. Der Hund sollte gar nicht erst auf die Idee kommen, abzuwägen, ob der Pferdehaufen, den er gerade inspiziert, spannender sein könnte als du. Die Katze sollte die Lauerstellung vorm Mauseloch ohne zu zögern aufgeben. An den beiden Beispielen kannst du hoffentlich gut sehen, dass wir da ganz schön was verlangen von unseren Tieren. Es muss sich also wirklich lohnen. Wirklich. Also so richtig! Du bist also nun erstmal gefordert, die richtige Belohnung auszuwählen.
Ob es die richtige Belohnung ist, zeigt dir dein Tier bzw. dessen Verhalten. Wird das Verhalten – also in unserem Fall das zu uns zurückkehren nach dem Rückruf – mehr bzw. besser, dann war die Belohnung attraktiv genug. Wenn nicht musst du weiter experimentieren. Letztlich ist es auch nicht jeden Tag gleich, was für das Tier eine Belohnung darstellt. Einmal ist es ein ausgelassenes Spiel, einmal die Lieblingsleberwurst. Es lohnt sich, herauszufinden, was für das Tier besonders hochwertige Belohnungen sind, das erhöht die Erfolgschancen ungemein.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der sich direkt an die Belohnung anschließt, ist die „Konkurrenz“. Damit meine ich, dass du schauen solltest, was genau dein Tier gerade tut, wenn du es abrufen möchtest. Sitzt oder steht es einfach nur herum oder ist seine Aufmerksamkeit ohnehin schon bei dir: Prima, dann kann fast nix schiefgehen. Macht dein Tier gerade etwas aus seiner Sicht sehr Lohnenswertes muss deine Belohnung mindestens mithalten können, besser: noch viel interessanter sein. Du siehst, du musst schon ein bisschen was auffahren, um dein Tier sicher aus jeder Situation abrufen zu können. Bzw. solltest dich nicht wundern, wenn es nicht in jeder Situation klappt. Die entsprechende Situation ist dann in dem Moment eben einfach hochwertiger für die Tier als die zu erwartende Belohnung bei dir. Nutze diese Beobachtungen – vielleicht kannst du sie aktiv als Belohnung einbauen. Es muss ja schließlich nicht immer ein Leckerchen sein, spielen oder buddeln können auch hochwertige Belohnungen darstellen (je nach Tier und Vorlieben).
Überlege dir also generell gut, ob es realistisch ist, dass dein Tier kommt, bevor du dein Rückrufsignal gibst. Du wettest 100 Euro, dass es kommt: dann los. Öhm, vielleicht doch nur 10 Euro? Dann verkneif dir deinen Rückruf besser. Du schwächst sonst dein Rückrufsignal (mehr über Signale findest du z.B. hier). Also besser das Tier in irgendeiner Form sichern (also den Hund an die Leine, das Pferd an den Führstrick oder die Katze vorerst drin lassen) bis es zuverlässig klappt. Das ist zuerst nervig, aber zahlt sich langfristig echt aus. Sonst brüllt man irgendwann nur noch seinem Tier hinterher, das dann mal kommt und mal nicht. Das nervt dann langfristig noch viel mehr…
„Aaaber wie lange dauert das denn bis das zuverlässig klappt?“ Kommt drauf an. Und zwar darauf, wie viel du übst und wie anspruchsvoll die Situationen sind aus denen du dein Tier abrufen möchtest bzw. wie zuverlässig das klappen muss. Es ist ja schon ein Unterschied, ob ich den Hund rechtzeitig vor der vielbefahrenen Straße abrufen muss oder aus dem Garten des Nachbarn. Ok, kommt auf den Nachbarn an, aber gehen wir mal von einem netten Nachbarn aus, dann ist es nervig, aber nicht schlimm, wenn man abwarten muss bis der Hund seinen Nachbarschaftsbesuch abgeschlossen hat bzw. ihn eben abholen muss.
Die Einsatzsituationen definieren damit deine Trainingskriterien, also wie genau dein Ziel aussieht und worauf du dabei achten musst. Liegt dein Hauptaugenmerk also z. B. darauf, dass dein Tier möglichst prompt innerhalb von weniger als zwei Sekunden reagiert oder eher darauf, dass es in hohem Tempo zu dir kommt? Oder beides? Das solltest du für dich selbst klarhaben, um ein konkretes Verhalten zu trainieren. Denn woher soll dein Tier wissen, was es tun soll, wenn du das eigentlich selbst nicht so ganz genau weißt? Das ist übrigens so etwas, das generell für gutes Training gilt. Darf also gern hinter die Ohren oder wahlweise ins Notizbuch. 😉
So, wir haben die Wertigkeit der Belohnung angesprochen und welche Rolle die verschiedenen Ablenkungen und Umgebungen spielen und auch, dass es wichtig ist, sein Trainingsziel bzw. den jeweiligen Trainingsschritt zu kennen. Was fehlt nun noch? Die Routine:
Achtung, jetzt wird es ein bisschen anstrengend. Wobei das natürlich immer im Auge des Betrachters liegt. Also mal sehen, ob du jetzt gleich aufstöhnst oder dich freust. Du musst das üben – und zwar oft. Sehr oft. Wenn du dir das jetzt wahnsinnig aufwendig vorstellst, kann ich dich ein wenig beruhigen. Du kannst den Rückruf aus recht geringer Distanz üben und so zeitsparend auf massig Wiederholungen kommen ohne viel Aufwand. Du musst nach und nach natürlich schon die Trainingsumgebung anspruchsvoller gestalten und Ablenkungen hinzunehmen und auch auf mehr Distanz üben. Aber was erfahrungsgemäß den größeren Unterschied macht zwischen erfolgreichem und weniger erfolgreichem Rückruf-Training ist die Wiederholungsrate. Hast du bei deinen „Trockenübungen“ alles richtig gemacht, hast du die beste Basis dafür, dass es auch draußen und bei mehr Ablenkung klappt. Frag mal einen Vielseitigkeitsreiter: Die üben selbstverständlich die Sprünge und bauen Kondition auf, doch dass das Pferd den kompletten Parcours läuft passiert beim Turnier und ansonsten aber eher selten. Ebenso im Hundesport wo es auf Übungen mit Distanz ankommt. Also viele Wiederholungen mit kurzer Distanz, sprich wenig Anstrengung fürs Tier, sind die beste Basis für einen zuverlässigen Rückruf auch auf weitere Entfernungen.
Viel Spaß und Erfolg beim Üben!
Hier folgt nun noch der oben versprochene TRAININGSPLAN.
Viele Wege führen nach Rom, das wäre eine Route:
- Dein Tier sitz oder steht vor dir und ist aufmerksam (also schaut gerade nicht in eine andere Richtung oder so).
- Du hast eine sehr hochwertige Belohnung griffbereit oder schon hinter deinem Rücken in der Hand.
- Du gibst dein Signal und fütterst direkt im Anschluss dein Tier. Als Signal macht eine Pfeife Sinn, da das Tier sie auch noch in einiger Entfernung hören kann und der Ton immer der gleiche ist. Achte beim Füttern ganz pingelig darauf, dass du dich erst bewegst nachdem du das Signal gegeben hast. Andernfalls riskierst du, dass dein Tier auf deine Körperbewegung reagiert und nicht auf dein eigentliches Signal!
- Das wiederholst du einige Male (mach das ruhig 20 mal oder mehr), danach wartet du eine Situation ab in der das Tier nicht auf dich fokussiert ist, aber auch nicht wahnsinnig abgelenkt. Es sollte außerdem in deiner direkten Nähe sein. Es soll reagieren, aber zu dir laufen muss es noch nicht.
- Reagiert es prompt kannst du die Distanz ein kleines bisschen steigern (sagen wir auf zwei bis drei Meter, mehr noch nicht). Sobald das Tier sich umdreht oder losläuft kannst du schon beginnen, es mit deiner Stimme zu loben um es zu motivieren, nicht unterwegs abzubrechen. Zugegeben, bei zwei bis drei Metern Entfernung hält sich diese Gefahr in Grenzen, aber übe das „Anfeuern“ ruhig schonmal für weitere Distanzen, es schadet nicht. Was du auf keinen Fall möchtest ist, dass dein Tier abbricht, da ist es am Anfang absolut erlaubt ein bisschen zu unterstützen. Je weniger Fehler dein Tier beim Aufbau des Rückrufs macht, desto besser.
- Baue auf sehr kurze Distanz soviel „Masse“ auf bis dein Tier ohne auch nur im Ansatz zu zögern zu dir rennt. Dann kannst du mit Distanz und Ablenkung etwas spielen. Beobachte dabei genau, wann es anfängt schlechter zu werden. Geh dann ein kleines bisschen zurück und festige das Verhalten weiter bis du wieder steigerst.
- Erst wenn das drinnen und im Garten wirklich perfekt klappt, kannst du anfangen, den Schwierigkeitsgrad weiter zu steigern. Also draußen, noch mehr Ablenkung etc. Aber der wirklich entscheidende Punkt ist das Training ohne größere Distanz oder große Ablenkung. Hier kommt es darauf an ganz viel zu üben!