Wahrschein­lich hast du schon in dem ein oder anderen Rat­ge­ber oder im Inter­net gele­sen, dass man das Sig­nal ein­führt, wenn das Tier das Ver­hal­ten ger­ade zeigt. Also die Katze streckt sich zum Män­nchen machen hoch und zeit­gle­ich sage ich „Tatzen hoch“ (oder so). Alter­na­tiv find­et sich in den Sach­büch­ern noch der Tipp, das Sig­nal zu geben wenn das Tier ger­ade anset­zt, das Ver­hal­ten zu zeigen. Das ist so dur­chaus okay und früher oder später wird das Tier das Sig­nal auch mit dem Ver­hal­ten verknüpfen. Es geht aber auch schneller. In diesem Artikel zeige ich dir also die Meth­ode, ein Sig­nal einzuführen, die ich beim Train­ing mit den Hüh­n­ern in Viviane The­bys Tier­akademie gel­ernt habe. Das beson­dere daran ist — zumin­d­est habe ich das vorher bei anderen Train­ern nicht so beobacht­en kön­nen, für mich war es somit etwas beson­deres – dass das Sig­nal erst gegeben wird, wenn das Tier innehält (der „Hä-Moment“). Das gibt ihm die Möglichkeit unser Sig­nal klar und deut­lich wahrzunehmen. Diese Train­ingsmeth­ode erfordert allerd­ings ein biss­chen Fin­ger­spitzenge­fühl. Aber keine Sorge, das kann man üben. Ich bin übri­gens auch noch dabei. Also beim Üben.

Genug der Vorrede. Los geht’s mit dem eigentlichen Artikel: Du hast deinem Tier ein Ver­hal­ten beige­bracht. Jet­zt geht es darum, festzule­gen, wann es dieses zeigen soll. Das ist nicht nur für dich wichtig (Sicher­heit­saspekt, Nerv­fak­tor) son­dern auch für dein Tier. Klare Regeln geben ihm Halt und Ori­en­tierung. Es ist weniger gestresst und damit glück­lich­er. Du legst in diesem Schritt übri­gens genau fest, wann das Ver­hal­ten gezeigt wer­den soll. Nicht, wann es nicht gezeigt wer­den soll! Das klingt banal, ist aber ein ganz wichtiger Unter­schied. Nur wenn du hun­dert­prozentig weißt, auf welch­es Sig­nal hin das Ver­hal­ten gezeigt wer­den soll, bist du auch klar les­bar für dein Tier. Wenn das Sig­nal fürs Bein heben zum Hufe auskratzen beim Pferd zum Beispiel ein­mal „gib Huf“ ist, dann wieder nur „Huf“ und beim näch­sten Mal der am Pfer­de­bein ziehende Men­sch das Sig­nal ist, dann machen wir es dem Tier unnötig schw­er, unsere Wün­sche zu erfüllen. Im schlimm­sten Fall stumpft das Tier ab und ignori­ert den Men­schen ein­fach. Weiß das Tier hinge­gen genau, wann was ver­langt ist, macht das dir und dem Vier­bein­er das Leben leichter…

Los geht’s

Okay, du hast dir also ein gutes Sig­nal über­legt und möcht­est deinem Tier beib­rin­gen, dass es das gewün­schte Ver­hal­ten nun nur noch zeigen soll, wenn du das Wortkom­man­do sagst bzw. das Sichtze­ichen zeigst. Als grobe Richtlin­ie gilt: Der richtige Zeit­punkt fürs Ein­führen deines Sig­nals ist gekom­men, wenn das Ver­hal­ten, das du trainieren möchtest…

  • in min­destens 80% der Fälle so aus­ge­führt wird wie du es haben möchtest.
  • Achte darauf, dass es prompt aus­ge­führt wird (je nach Auf­gabe und Anspruch ist diese Zeitspanne unter ein­er Sekunde) und
  • in welch­er Geschwindigkeit (möcht­est du ein Ver­hal­ten z. B. im flot­ten Trab aus­ge­führt haben – dann sollte es jet­zt min­destens annäh­ernd in dieser Geschwindigkeit gezeigt werden).
  • Außer­dem soll­test du darauf acht­en, ob das Ver­hal­ten nun wirk­lich präzise aus­ge­führt wird.

-> Diese Regeln gel­ten übri­gens auch immer dann, wenn du einen Train­ingss­chritt weit­erge­hen möcht­est (was das Ein­führen eines Sig­nals strenggenom­men ja eben­falls ist).

Huch, du weißt eigentlich ger­ade gar nicht sooo genau, wie das fer­tige Ver­hal­ten ausse­hen soll? Dann tu dir selb­st und deinem Tier den Gefall­en und schau dir deinen Train­ings­plan und dein Train­ingsziel noch mal an!

Alle Kri­te­rien (siehe Liste oben) erfüllt? 

Dann hörst du nun auf zu belohnen, wenn das gewün­schte Ver­hal­ten gezeigt wird und wartest ganz geduldig. Und worauf genau? Darauf, dass das Tier aufhört, das Ver­hal­ten auszuführen und einen Moment innehält. Das ist der in der Über­schrift zitierte „Hä-Moment“ in dem man bei vie­len Tieren förm­lich sehen kann, wie sie nach­denken und sich wun­dern, weshalb sie nun keine Beloh­nung mehr für ein Ver­hal­ten bekom­men, das ihnen vorher doch noch ein Leck­erchen ein­brachte. Genau jet­zt ist der richtige Moment für das Sig­nal gekom­men – du hast die volle Aufmerk­samkeit! Das Sig­nal darf in dieser Phase übri­gens gerne beson­ders deut­lich und auch ein wenig länger gegeben wer­den. Zeigt das Tier das Ver­hal­ten nun noch mal, darf­st du aus­giebig loben und füt­tern. Das wirst du nun noch ein paar Mal wieder­holen müssen bis das Tier irgend­wann immer erst wartet, dass dein Sig­nal kommt und daraufhin das Ver­hal­ten zeigt. Wie du das üben kannst ste­ht hier.

Die Schwach­stelle an dieser Art des Sig­nal-Train­ings ist dabei übri­gens sel­tener das Tier. Oft ist es der Men­sch, der es nicht schafft, „ein­fach“ mal abzuwarten. Also, nur Geduld mit dir selbst!

Wenn das Tier das Ver­hal­ten auch nach dem Sig­nal gar nicht mehr oder nur noch sehr schlampig zeigt, hast du das Sig­nal ver­mut­lich etwas zu früh einge­führt, es war also noch nicht gefes­tigt genug. Das ist nicht so tragisch und lässt sich „repari­eren“. Dazu mehr im fol­gen­den Absatz.

Was passiert, wenn…?

…ich das Sig­nal zu früh einge­führt habe?

Das gewün­schte Ver­hal­ten ist eventuell noch nicht gefes­tigt genug. Das merkst du daran, dass das Ver­hal­ten schlechter wird und schließlich gar nicht mehr gezeigt wird, wenn du es mehrmals hin­tere­inan­der nicht belohnst – also zum Beispiel wenn du auf den „Hä-Moment“ wartest, um dein Sig­nal einzuführen. Das ist schade, aber kein Bein­bruch. Du fes­tigst das Ver­hal­ten durch einige Wieder­hol­un­gen also noch mal und ver­suchst es dann erneut. Eventuell musst du bei den ersten Durchgän­gen auch noch mal mehr helfen bis das Tier zur gewohn­ten Per­for­mance zurückfindet.

…ich das Sig­nal zu spät einge­führt habe?

Die Sig­nalkon­trolle wird dadurch schwieriger zu trainieren. Das liegt daran, dass das Tier schon sehr gut verin­ner­licht hat, dass es eine Beloh­nung bekommt, wann immer es das Ver­hal­ten zeigt. Dass kün­ftig nur noch Ver­hal­ten belohnt wird, das nach dem Sig­nal gezeigt wird muss erst genau­so gut etabliert werden.

Generell gilt: Ver­hal­ten, die dem Tier leicht fall­en oder gar selb­st­be­lohnend sind, sollte man schnell unter Sig­nalkon­trolle brin­gen. Ver­hal­ten, die kom­plex­er sind, bzw. die schwierig „herzustellen“ sind, dür­fen erst etwas bess­er gefes­tigt wer­den, bevor das Sig­nal dazukommt.


Was macht ein Sig­nal eigentlich zum Sig­nal?
Mit der im Artikel beschriebe­nen Meth­ode kommt man schnell an den Punkt, sich seine Sig­nale mal ganz genau anzuschauen und zu hin­ter­fra­gen. Auch bei Lek­tio­nen, die dein Tier schon gut kann, ist es eine gute Übung, dir dein­er Sig­nale wirk­lich bewusst zu wer­den. Hier ein Beispiel dazu: Kür­zlich habe ich ein Train­ingsvideo mit Rat­ten gese­hen. Es wurde jew­eils angegeben welch­es Wortsig­nal für die jew­eilige Auf­gabe ste­he. Zu sehen war dann jedoch meis­tens ein Fin­ger­tar­get, dem die Rat­te fol­gte oder – z. B. beim Sprung von einem Podest auf ein anderes das Klopfen auf das Podest. Der Rat­tenbe­sitzerin war dabei ver­mut­lich nicht klar, dass sie sich das Wortsig­nal hätte sparen kön­nen. Die Rat­te hat sich so auf ihre anderen Sig­nale konzen­tri­ert, dass das eigentlich gewün­schte Sig­nal gar nicht zu ihr durch­drin­gen kon­nte. Und das passiert ziem­lich häu­fig: Beobachte im All­t­ag ruhig mal, auf welch­es Sig­nal dein Tier tat­säch­lich reagiert. Bei Wortsig­nalen kann man das gut testen indem man sich hin­ter eine Tür stellt, so dass man eine kör­per­sprach­liche Hil­fe auss­chließen kann. Videos von sich selb­st (ruhig auch mal ohne Ton) beim Train­ing sind auch oft auf­schlussre­ich. Auch wenn man andere Men­schen im Umgang/Training mit ihrem Tier beobachtet, kann man die Wahrnehmung schulen.


Kör­per­sprach­liche Sig­nale sind fast immer stärk­er als Wortsig­nale. Das ist nicht schlimm und man kann das auch nutzen. Auf www.markertraining.de find­est du z. B. einen clev­eren Ansatz wie man seine eigene Fuß­folge beim Gehen mit dem Hund fürs Train­ing nutzen kann.