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Hat man die ersten Schritte beim Training mit positiver Verstärkung gemacht, folgen die ersten Zweifel oft auf dem Fuße. Denn je mehr man über die lerntheoretischen Hintergründe weiß, je mehr sich das Pferd beim Clickern ganz anders verhält als beim bisherigen Training, desto mehr sieht man auch die noch vorhandenen Baustellen. 

Hier mal ein Beispiel: Du gehst mir deinem Pferd spazieren und sobald es gen Stall oder wahlweise Koppel geht, legt es den Turbo ein. Um nicht plötzlich pferdelos dazustehen, ruckst du am Halfter – und hast direkt ein schlechtes Gewissen. Das wolltest du so ja nun wirklich nicht, aber eine wirkliche Idee, wie du es anders lösen kannst, hast du auch nicht. Das fühlt sich ganz schön mies an. Und fürchterlich unvollkommen.

Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: das ist normal! Das ging bzw. geht wohl den meisten so. Und zu Beginn eben ziemlich oft. Vermeiden lässt sich das nur schwer, schließlich kannst du weder von Anfang an alles wissen noch trainieren. Das ist aber halb so wild. Ich habe hier mal drei meiner Erkenntnisse zusammengefasst, die mir persönlich halfen, besser damit umzugehen.

Erkenntnis Nr 1: Mut zur Lücke

Versuche mal, die Perspektive zu wechseln: Statt nur auf das zu schauen, was gerade noch nicht klappt, fokussiere dich auf das, was jetzt gerade gut läuft. Es ist vollkommen ok, im Training erstmal nur einzelne Sachen anzugehen. Dein Pferd lernt gerade, selbstständig ins Halfter zu schlüpfen, kommt vielleicht sogar schon angelaufen, wenn es das Halfter sieht? Das ist doch mega. Freu dich darüber. Und zwar auch dann, wenn du fünf Minuten später am Strick ruckeln musst oder wenn du im Sattel sitzt und eben noch alles so machst wie bisher.
1. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Gehe die Sachen an, die du gerne künftig mit positiver Verstärkung lösen möchtest. Aber eben immer eins nach dem anderen.
2. Man muss nicht alles umkrempeln, was bisher gut funktioniert. Ich longiere Ben z.B. ganz klassisch über negative Verstärkung. Warum das denn? Weil es so für uns gut funktioniert und ich auf diese Weise die Ziele, die ich für ihn habe (ausreichend und vor allem gymnastisch sinnvolle Bewegung) gut umsetzen kann. D.h. er ist dabei entspannt, hat keinen Stress mit der Peitsche etc. Wäre das anders, würde ich schauen, wo die Probleme liegen und tatsächlich darüber nachdenken, einen anderen Weg zu gehen. So ist es für mich aber vertretbar und eine „Lücke“ in unserem Clicker-Alltag, die für mich ok ist. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch mit begrenzten zeitlichen Ressourcen. 😉

 

Erkenntnis Nr. 2: Nur entspannt ist Reflexion möglich

Nimm Druck raus! Egal, ob er von außen kommt oder du dich selbst unter Druck setzt, weil es noch nicht so läuft, wie du das gerne hättest. Das ist nicht nur für deine Seele wichtig, sondern auch für dein Training. Wenn du immer im „Denk“-Modus bist, bist du nicht 100% bei der Sache. Überlege dir, was du heute mit deinem Pferd trainieren möchtest und wie. Dann schnapp dir dein Pferd und gehe ans Training. Klappt es nicht wie gedacht, dann mach eine Pause, denke nochmal nach und geh wieder frisch ans Werk (oder hol dir eine/n TrainerIn dazu). Stichwort: think-plan-do. Ganz wichtig dabei: erst nachdenken und planen, dann trainieren. Während des Trainings trainierst du nur, was du dir vorher überlegt hast und grübelst nicht nach!

 

Erkenntnis Nr. 3: Man muss das Glück auch erkennen

Vor lauter Vergleichen mit anderen, darüber nachdenken, was andere denken und was alles noch nicht läuft, vergessen wir schnell, die kleinen Erfolge zu ehren. Stell dir mal vor, wie es wäre, wenn es nicht um Perfektion ginge, sondern um den Willen, an sich zu arbeiten. Freu dich über das, was schon klappt und welche Entwicklung du mit deinem Pferd schon gemacht hast!

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